Früh morgens erklangen die Wecker an unserem ersten richtigen Besichtigungstag in Tokio. Wir mussten auch deshalb früher starten, da unser erstes Ziel der nahe bei unserem Hotel gelegene Tsukiji-Fischmarkt war, der vor allem in den frühen Morgenstunden interessant ist. Ein erster Blick aus dem Fenster erfreute die Gemüter noch mehr, denn das Wetter hatte sich artig an seine Vorhersage gehalten: wolkenloser, blauer Himmel.
Nach etwa 15 Gehminuten durch das zu dieser Uhrzeit im Vergleich zum Vorabend noch sehr verschlafene Ginza erreichten wir den Tsukiji-Fischmarkt.
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Tsukiji-Fischmarkt |
Auf diesem Markt bekommt man auch Obst, Gemüse, Blumen und Fleisch, aber legendär sind vor allem der Fisch und die Meeresfrüchte. Davon wechseln hier Tag für Tag um die 2.000 Tonnen den Besitzer. Da unser Tagesprogramm, auch ob des guten Wetters sehr dicht war, besuchten wir nur den äußeren, wesentlich fußgängerfreundlichen Markt, wo man die verarbeiteten Produkte kaufen und in etlichen kleinen Buden frischen Fisch vertilgen kann. Der innere Markt, in dem all die Meeresbewohner in Kisten gestapelt aufgebahrt liegen, öffnet erst um 9 Uhr, was uns zu spät war. Wer uns kennt, weiß, dass Essen bei uns immer eine treibende Kraft ist, und da wir gestern Abend so richtig auf den Sushi-Geschmack gekommen waren, dauerte es nicht lange, ehe wir in einem kleinen Lokal an der Sushi-Bar vor zwei Köchen saßen. Schnell hatten wir uns für die große Thunfischplatte mit Misosuppe entschieden, die unsere Gaumen frohlocken ließ. Die Bestellung einer zweiten Platte war quasi vorprogrammiert. Wir stellten damit auch fest, dass man hervorragendes Sushi auch zu einem günstigeren Preis genießen kann. Eine Tatsache, die uns für die bevorstehenden Wochen sehr glücklich stimmte.
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Sushi zum Frühstück |
Mit gut gefüllten Mägen bummelten wir noch ein wenig durch den Markt, bevor wir uns zu unserem nächsten Ziel, dem ein paar Gehminuten entfernten Hama-rikyu Onshi-teien aufmachten, der als einer der schönsten Gärten Tokios gilt und zudem das Einzige ist, was noch vom Shogun-Palast übrig ist, der sich einst bis auf das Gelände des heutigen Tsukiji-Markts erstreckt hat. Die umgerechnet 2,50 € für den Eintritt sind also gern bezahlt. Der saubere und gepflegte Park, dessen Herzstück ein großer Teich mit einer Insel ist, auf der ein netter Teepavillon und schön zurechtgestutzte jahrhundertealte Bäume stehen, lädt zum Spazieren und Verweilen ein. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang machten wir es uns auf einer Bank in der Sonne gemütlich und genossen die Ruhe, die man in dieser kleinen Oase inmitten der Großstadt findet.
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Hama-rikyu Onshi-teien 1 |
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Hama-rikyu Onshi-teien 2 |
Beim Verlassen des Parks tummelten sich jedoch schon etliche mit Fotoapparaten bewaffnete Japaner in den Blumenfeldern und unter den blühenden Pflaumenbäumen. Wir konnten uns schon in etwa vorstellen, wie es sein würde, wenn erst einmal die Kirschblüte in vollem Gange ist … Bevor wir gingen, ließen wir es uns aber nicht nehmen, auch selbst ein paar Blümchen zu fotografieren, um in der Masse nicht negativ aufzufallen.
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Hama-rikyu Onshi-teien 3 |
Nun hieß es wieder zurück in das rege Treiben der Stadt und hinein in die U-Bahn, um uns in Richtung Tokyo Sky-Tree zu begeben. Die Orientierung fiel uns überraschend leicht und so erreichten wir nach wenigen Stationen unser Ziel. Der im Mai 2012 eröffnete Tokyo Sky-Tree ist mit 634 Metern der weltweit höchste freistehende Fernsehturm.
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Sky-Tree |
Der Turm bietet Besuchern zwei Aussichtsplattformen – eine auf 350 m Höhe, die andere auf 450 m Höhe. Wir entschieden uns für die günstigere 350-m-Variante. Der Aufzug schießt mit gewaltiger Geschwindigkeit aufwärts und bereits nach wenigen Sekunden hat man das Aussichtsdeck erreicht, von dem aus sich ein atemberaubender Ausblick über die schier endlose Stadt auftut. Bei schönem Wetter soll man ja bis zu 100 km und somit auch bis zum Fuji sehen können. Das Wetter passte zwar, jedoch reichten die Sichtverhältnisse dennoch nicht aus, um einen Blick auf Japans natürliches Wahrzeichen zu erhaschen. Dennoch genossen wir den Rundumblick auf das Häusermeer unter uns. Von hier oben wird einem auch bewusst, wie klein man unten in dieser gewaltigen Metropole eigentlich ist.
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Blick von der Sky-Tree Aussichtsplattform (350 m Höhe) |
Der starke Wind ließ den doch sehr massiven Turm hier und da auch merklich wanken, weshalb wir uns alsbald entschieden, die luftigen Höhen zu verlassen und unseren Weg in Richtung Asakusa-Schrein, Tokios meistbesuchten Tempel, fortzusetzen. Der Weg dorthin verlief recht unspektakulär über eine große Hauptstraße und den Sumida-Fluss. Dennoch bietet jedes Viertel und jede Gegend in Tokio ein anderes Flair. Beim Schrein selbst bewahrheitete es sich, dass es sich hierbei tatsächlich um den meistbesuchten Schrein der Stadt handelt. Wir drängten uns durch die Massen aus einheimischen und ausländischen Touristen sowie Gläubigen, wurden hier und da selbst als Touristen entlarvt (ja, sehr schwer bei uns) und angesprochen, woher wir wohl kämen, und sogar ein Foto mit Einheimischen durfte nicht fehlen. Wir vergaßen dabei aber nicht, die wunderschöne Tempelanlage zu bestaunen. Insbesondere die imposante fünfstöckige Pagode wusste zu gefallen. Vor dem Kessel selbst befindet sich ein großer Kessel mit Räucherstäbchen. Weil der Rauch gesundheitsfördernde Wirkung haben soll, versuchen viele Besucher, ihren Körper durch die Kleidung hindurch mit diesem „einzureiben“.
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Asakusa Tempel |
Nachdem wir genug von der heiligen Stimmung inhaliert hatten, ging es weiter zum weitere 30 Gehminuten entfernten Ueno-Park, oder auch Ueno-koen. Der weitläufige Park versprüht zwar nicht den Charme des Hama-rikyu Onshi-teien, den wir heute Morgen besichtigt hatten, ist jedoch von breiten Gehwegen durchzogen, die an jahrhundertealten Tempeln und Schreinen vorbeiführen. Und auf dem Gelände befindet sich sogar ein Zoo, den wir allerdings nicht besuchten. An der Südspitze des Parks erstreckt sich ein großer Teich, dessen Ufer von etlichen Imbissständen gesäumt ist, die allerlei Köstlichkeiten feilbieten. Der gesamte Park scheint vor allem am Wochenende für viele Tokioter ein beliebtes Ziel zu sein, denn die Menschenmassen waren hier allgegenwärtig, doch aufgrund der Weitläufigkeit fiel das nicht weiter negativ auf.
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Ueno-Park |
Obwohl wir inzwischen schon etliche Kilometer zu Fuß abgespult hatten und die Beine schon erste Anzeichen von Müdigkeit aufwiesen, entschieden wir uns, das traditionelle Viertel Yanaka aufzusuchen. Die Tokioter nennen es nicht umsonst das „Viertel, das vergessen wurde“, denn wie durch ein Wunder wurde es vom großen Kanto-Erdbeben und den Bombardements der Alliierten im Zweiten Weltkrieg verschont. Auch die radikale Modernisierung der Nachkriegsjahre zog spurlos an Yanaka vorüber. Bis heute stehen hier zahlreiche altmodische Holzhäuser sowie mehr als 100 Tempel, die es zu einem tollen Ort für einen Spaziergang machen. Und tatsächlich hat man hier immerzu das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu sein. Wenig deutet darauf hin, dass man sich nach wie vor in der bevölkerungsreichsten Stadt des Planeten befindet. In Yanaka gibt es etliche kleinere und größere Friedhöfe, darunter auch den Yanaka-reien, einen der stimmungsvollsten und prestigeträchtigsten der Stadt.
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Friedhof in Yanaka |
Nach all den schönen Eindrücken hier holte uns aber irgendwann doch die Müdigkeit ein, weshalb wir am frühen Abend mit der U-Bahn wieder zu unserem Hotel zurückkehrten, um uns ein wenig auszuruhen, da wir heute schon über 16 km in den Beinen hatten. Für den Abend hatten wir uns überlegt, noch in der näheren Umgebung oder im Ausgehviertel Roppongi etwas zu essen und uns ein paar Drinks einzuverleiben. Aus all dem wurde allerdings nichts, da wir es nicht mehr aus dem Bett, geschweige denn aus dem Zimmer schafften. Der Jetlag und der doch recht anstrengende Tag hatten ihre Spuren hinterlassen …
Ausgewählte Kuriositäten:
- Bei den Thunfischauktionen auf dem Fischmarkt werden teilweise wahnwitzige Preise erzielt. So wechselte ein besonders großes Exemplar erst vor wenigen Wochen für den stolzen Preis von umgerechnet 2,7 Millionen Euro den Besitzer – ein neuer Rekord! Daher stellen sich die Touristen auch schon ab 3 Uhr Früh an, um einen der 60 für Ausländer reservierten Plätze bei diesen Auktionen zu ergattern.
- Eine Besonderheit von Tokio sind mit Sicherheit die Themen-Restaurants und Cafés. So gibt es beispielsweise sogenannte Maid-Cafés, in denen sich kindlich aussehende Kellnerinnen in der Arbeitskluft französischer Zimmermädchen um das Wohl der Gäste kümmern. Was etwas anstößig klingt, ist doch jugendfrei und mit einer Brise Magie versüßt – wortwörtlich, denn die Kellnerinnen verzaubern das Essen und die Getränke immer mit speziellen Zaubersprüchen, um alles noch leckerer zu machen.
- Tokio gilt als eine der saubersten Städte der Welt. Doch wenn man als Tourist seinen Müll (Plastikflaschen, alte Rechnungen usw.) los werden will, hat man ein Problem. Es gibt so gut wie keine Mülleimer. Und die wenigen, die es gibt, sind meist alles andere als einfach aufzuspüren.
- Schnäuzten gilt in Japan als unhöflich, das laute Hochziehen jedoch nicht. Wenn man seine Nase jedoch unbedingt befreien muss, sollte man das möglichst im Verborgenen tun, um nicht den Unmut der Umstehenden auf sich zu ziehen.
tolle Eindrücke! jetzt warte ich auf eure nächste Mahlzeit
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