Dienstag, 26. März 2019

Takayama - Matsumoto - Kawaguchi-ko - Tokio

Heute mussten wir zur Abwechslung einmal wieder früher aus dem Bett steigen, da wir am Vormittag noch ein wenig Programm geplant hatten, ehe wir den Bus zu unserem heutigen Ziel, Matsumoto, erwischen mussten. Als wir unsere Zimmervorhänge aufmachten, um einen ersten morgendlichen Blick aus dem Fenster zu werfen, staunten wir nicht schlecht, denn vor unserem Fenster tat sich eine Winterlandschaft auf und es schneite immer noch heftig. 
Winterlandschaft in Takayama
Wir wussten zwar, dass sich das Wetter inmitten der Alpen immer schlagartig ändern kann, aber damit hatten wir dennoch nicht gerechnet. Doch das tat unseren Plänen zum Glück keinen Abbruch – im Gegenteil, denn wir hatten am Vormittag noch einen Kurzausflug in das nur 15 Fahrminuten entfernte Museumsdorf Hida geplant, in dem es, ähnlich wie in Shirakawa-go, Dutzende traditionelle Häuser und Gebäude zu bestaunen gibt. Wir dachten uns, der Schnee auf den Strohdächern könnte dem Ganzen noch zusätzlichen Charme verleihen …
Doch bevor wir zum Busbahnhof von Takayama aufbrachen, taten wir uns noch am reichhaltigen Frühstücksbuffet des Hotels gütlich. Dabei handelte es sich eher um ein vollwertiges Mittagessen als um ein Frühstück, wie wir es kennen. Uns drei Verhungerten war das natürlich nur Recht. Mehr als gesättigt rollten wir geradezu zum Busbahnhof, wo wir uns vor der Fahrt nach Hida noch die Bustickets für die Weiterfahrt nach Matsumoto sicherten.
Hida liegt nur einige Kilometer nördlich von Takayama erhöht an einem bewaldeten Hang. Uns gefiel dieses traditionelle Dorf auf Anhieb besser als Shirakawa-go. Vor allem der nette Teich, die vergleichsweise wenigen Touristen und die fehlenden Souvenirläden bringen ihm Bonuspunkte gegenüber Shirakawa-go ein. Außerdem bewahrheitete sich unsere Annahme, dass der Schnee der Szenerie noch etwas ganz Besonderes verliehen würde. Gegen Ende unseres einstündigen Rundgangs durch das Dorf drang sogar die Sonne durch und rundete den wunderschönen Kurzausflug perfekt ab. Hida ist natürlich auch kein original erhaltenes Dorf, sondern nur ein Freilichtmuseum, dessen Exponate in Form von Häusern aus der Umgebung akribisch zerlegt und anschließend hier wieder zusammengesetzt wurden, sodass man sich ein gutes Bild vom Leben auf dem Land in den vergangenen Jahrhunderten machen kann.
Hida

Gianni, Martin, Philipp
Berge um Hida
Nun konnten wir uns rundum zufrieden auf den Rückweg zum Busbahnhof Takayama machen, wo wir gleich im Anschluss in unseren Bus nach Matsumoto stiegen. Die Fahrt dauerte knapp zweieinhalb Stunden und führte über herrliche Gebirgspässe, durch dramatische Täler und über beeindruckende Staudämme. Trotz der gemeingefährlichen Strecke erreichten wir sicher Matsumoto. Hier hatten wir abermals nur eine Nacht eingeplant, da es hier bis auf die Burg Matsumoto-jo und die sehenswerte Alpenszenerie rund um die Stadt nicht allzu viel zu sehen gibt. Doch allein diese beiden Dinge sind allemal einen Zwischenstopp hier wert. Matsumoto liegt geschützt in einem fruchtbaren Tal, das an der breitesten Stelle nicht mehr als 20 km misst. Nachdem wir rasch unser Hotel bezogen hatten, gingen wir gleich zur nur wenige Minuten entfernten Burg, um das traumhafte Wetter noch auszunutzen, da es inzwischen schon früher Abend geworden war. Bei der Burg angekommen, stellten wir zu unserer Freude fest, dass hier verhältnismäßig wenig Touristen unterwegs waren, vor allem im Vergleich zu unserem vorherigen Ziel, Takayama. Die Burg selbst konnten wir leider nicht mehr betreten, da wir dafür bereits zu spät dran waren. Das störte aber nicht weiter, da sie vor allem von außen spektakulär anmutet. Sie ist Japans älteste Holzburg und ist neben jenen in Hikone, Himeji und Inuyama eine von vier Festungen, die zu den nationalen Kulturgütern des Landes zählen. Besonders ihre Lage direkt am Burggraben wusste uns sehr zu gefallen. 
Burg Matsumoto-jo bei Tag

Park bei der Burg in Matsumoto
Als sich die Sonne allmählich hinter den Bergen zu verkriechen begann, wurde es schlagartig kalt, woraufhin wir Unterschlupf in einem Ramen-Restaurant suchten, um uns aufzuwärmen und gleichzeitig den mittlerweile aufgekommenen Hunger zu bändigen. Bevor wir allerdings einen Haken hinter diesen Reisetag setzen konnten, spazierten wir noch einmal zum Burggelände, um uns die bei Nacht beleuchtete Matsumoto-jo anzusehen. Und das zahlte sich aus, einerseits war das Gelände so gut wie menschenleer und andererseits gab die Burg in dieser Form ein atemberaubendes Bild ab. Nun konnten wir zufrieden ins Hotel zurückkehren und uns dem Schlafe hingeben.
Burg Matsumoto-jo bei Nacht
Am nächsten Morgen standen wir recht zeitig auf, um noch in Ruhe im Hotel frühstücken zu können, ehe wir per Taxi zum Bahnhof fuhren, wo wir in den ersten von insgesamt drei Zügen in Richtung Kawaguchi-ko stiegen. Kawaguchi-ko wird kaum jemandem ein Begriff sein, doch das nette Städtchen liegt am Ufer eines der fünf Fuji-Seen und bietet eine traumhafte Aussicht auf Japans Wahrzeichen, den Fujiyama. Während unserer mehrstündigen Anreise bei bestem Wetter waren wir schon voller Vorfreude, endlich einen ersten Blick auf den beeindruckenden Vulkan und größten Berg Japans werfen zu können. Doch nicht einmal eine halbe Stunde, bevor wir ihn zum ersten Mal erspähen konnten, wich sämtliches Blau am Himmel einer dichten, weißen Wolkendecke, die sich den ganzen restlichen Tag über hartnäckig halten sollte. Das war zwar ein blödes Timing, aber wir waren zumindest froh, den Fuji in seiner ganzen Pracht sehen zu können, da er selbst zum Glück nicht vom Nebel verhüllt wurde. Da wir hier auch nur eine Nacht und somit einen Nachmittag und Abend sowie einen Vormittag hatten, machten wir uns gleich nach unserer Ankunft in Kawaguchi-ko auf zu unserer grandios quasi am Fuße des Fuji gelegenen Unterkunft, in der wir ein Apartment mit kleinem Garten inklusive Traumblick auf das Objekt der Begierde gebucht hatten. Dort mussten wir allerdings zu unserem Verdruss feststellen, dass direkt vor unserem Garten und den Blick trübend eine Baustelle war, auf der reger Betrieb herrschte. Bisher meinten es die Fuji-Götter noch nicht allzu gut mit uns. Aber da wir gegen solcherlei Dinge ohnehin machtlos waren, ärgerten wir uns nicht weiter und spazierten stattdessen zur gut 20 Minuten entfernten Kachi Kachi Yama Seilbahn am östlichen Rand des Sees, mit der wir, wie zu erwarten, mit Dutzenden anderen Schaulustigen zur Fuji-Aussichtsplattform fuhren. Von oben tat sich trotz des nicht idealen Wetters ein wunderbarer Blick einerseits über den Lake Kawaguchi im Westen und natürlich zum Fujiyama im Süden auf. 
Blick von der Aussichtsplattform
Nach einiger Zeit des Staunens und des Schauens – sattsehen kann man sich an diesem Vulkan ohnehin nicht so schnell – und da es schon zu dämmern begann, ging es wieder mit der Seilbahn zurück ins Tal. Wir begaben uns auf dem Rückweg nur noch auf Nahrungssuche und anschließend zurück in die Unterkunft, um nicht allzu spät ins Bett zu kommen, da wir morgen eine Umrundung oder zumindest Teilumrundung des Lake Kawaguchi bei hoffentlich besserem Wetter geplant hatten (auch wenn die Wettervorhersage nicht allzu viel Hoffnung aufkommen ließen).
Wir stellten uns noch einen Wecker um 5:30 Uhr, um vielleicht einen schönen Sonnenaufgang mit Fuji-Panorama zu erleben, ein kurzer Blick auf den von Wolken umschlungenen Vulkan ließ uns jedoch schnell wieder unter die Decken fahren. Also standen wir erst wieder auf, um rechtzeitig unser Frühstück um 7:30 einzunehmen. Da sich das Wetter immer noch kaum verbessert hatte und sich der Fuji weiterhin hinter den Wolken versteckte, zogen wir uns noch eine Zeit lang ins Apartment zurück und hofften auf eine baldige Besserung der Lage. Es tat sich zwar nicht viel, aber da wir unser Zimmer ohnehin um 10 Uhr verlassen mussten, machten wir uns dennoch auf den Weg zum See und begannen seine Umrundung in westlicher Richtung. Unsere Hoffnung war, zumindest eine halbe Umrundung zu schaffen, um einen Blick auf den Fuji mit See im Vordergrund erhaschen zu können. Und als wir eine Zeit lang die teilweise sehr schöne und verlassene Uferpromenade entlangspazierten, nahm das Wetterschicksal plötzlich eine glückliche Wendung. Erste kleine, blaue Flecken vereinten sich zu einem strahlend blauen Himmel. 
Wanderung um den  Kawaguchi See
Blick auf den Fuji bei der Seeumrundung


Ein Blick auf die Karte offenbarte jedoch, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen würden, die anderen Seite des Sees zu erreichen, um noch unseren Bus nach Tokio am frühen Nachmittag zu erwischen. So ließen wir uns bei einem Souvenirladen am See ein Taxi rufen, das uns zum Oishi-Park brachte, von dem aus man einen besonders schönen Blick auf den Fuji haben soll. Als wir dort ankamen, ließen die sich dort tummelnden Touristengruppen schon vermuten, dass sich dieser Aussichtspunkt herumgesprochen hat. Doch das war uns nun völlig egal, denn jetzt hatten wir traumhaftes Wetter und einen der schönsten Blicke auf den Fujiyama. Ein wirklich einzigartiger Moment, hier zu stehen. Dies wird mit Sicherheit eins der großen Highlights der Reise bleiben. Nun hatten wir auch beschlossen, uns nicht mehr über schlechtes Wetter aufzuregen, denn hier war uns das Glück wirklich hold.
Mt. Fuji 1

Mt. Fuji 2
Die Zeit zwang uns schließlich dazu, uns in den nächsten Bus zu setzen, der vor hier aus praktischerweise bis zum Bahnhof von Kawaguchi-ko fährt. Dort angekommen, holten wir noch rasch unser Gepäck in der Unterkunft ab und begaben uns zurück zum Bahnhof, wo wir rechtzeitig in unseren Bus stiegen, der uns sicher nach Tokio brachte. Auf dem Weg konnten wir noch ein paar letzte Blicke auf den Fuji erhaschen, ehe er irgendwann hinter anderen Bergen verschwand. Die Fahrt nach Tokio dauerte knapp über zwei Stunden und sollte unsere lange Rundreise durch Japan abschließen. Ganz ist unsere Reise damit aber noch nicht zu Ende, denn bevor wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag (Martin und ich) bzw. Sonntagvormittag (Gianni) in unsere Flieger nach Wien bzw. München steigen, bleiben uns noch ein paar Tage in der Hauptstadt, während der wir auch zwei Halbtagesausflüge geplant haben.
An diesem Abend in Tokio erledigten wir zuerst noch ein paar organisatorische Dinge wie das Eintauschen unseres 5-Tages-Railpasses sowie das Reservieren von Sitzplätzen für unsere Ausflüge. Danach checkten wir noch in unser letztes gemeinsames Hotel der Reise ein (Gianni wird noch eine Nacht ohne uns am Flughafen verbringen) und suchten eine nahe gelegene Sushi-Bar auf, um unsere Abstinenz in Sachen roher Fisch zu beenden. Müde vom doch recht langen und ereignisreichen Tag zogen wir uns ins Hotel zurück, wo wir uns noch an das Verfassen dieses Blogeintrags machten.

Ausgewählte Kuriositäten:

  • Beim Fuji handelt es sich nicht nur um einen Vulkan, sonder gleich um drei! Ganz unten befindet sich der Komitake, darüber liegt der Kofuji und der Fuji selbst bildet die Spitze. Er ist auch der jüngste der drei Vulkane.
  • Der Fuji ist ein heiliger Ort und daher war es Frauen bis zur Meiji-Restauration im 1868 verboten, ihn zu besteigen.
  • Der Fuji ist nach wie vor aktiv, das letzte Mal brach er jedoch im Jahr 1707 aus.
  • Mit ungefähr 30.000 Besteigungen pro Jahr (und das innerhalb von nur zwei Monaten – sonst ist er für nämlich gesperrt), ist der Fuji der am meisten bestiegen Berg der Welt.

Tokio Tag 1 (Kamakura) & Tokio Tag 2 (Nikko) & Tokio Tag 3

Fast vier Wochen sind tatsächlich schon vergangen, seit wir hier in Tokio gelandet sind. Auch wenn wir in dieser Zeit vieles erlebt und unt...