Freitag, 29. März 2019

Tokio Tag 1 (Kamakura) & Tokio Tag 2 (Nikko) & Tokio Tag 3

Fast vier Wochen sind tatsächlich schon vergangen, seit wir hier in Tokio gelandet sind. Auch wenn wir in dieser Zeit vieles erlebt und unternommen haben – oder gerade deswegen – fühlt es sich an, als wäre der Urlaub gerade erst losgegangen. So blieben uns noch ein paar Tage in Tokio, während der wir zwei Ausflüge geplant hatten, die wir gleich an den ersten beiden Tagen unternahmen, da einerseits schönes Wetter angesagt war und wir die Reise in aller Ruhe in Tokio ausklingen lassen wollten.
So fuhren wir bereits recht früh an unserem ersten Tag in Tokio unter strahlendem Sonnenschein in das südlich von Tokio gelegene Kamakura, Japans erste Hauptstadt. Heute locken die zahlreichen Tempel, Schreine und vor allem die große Buddhastatue die Massen an. Nach nicht mal einer Stunde mit dem Zug hatten wir Kamakura erreicht und konnte gleich nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt den ersten Tempel, den Engaku-ji, betreten. Obwohl jeder Tempel etwas Eigenes an sich hat, waren wir nach den vielen Tempeln in Kyoto und Co. schon etwas übersättigt, was das Besichtigen dieser heiligen Stätten angeht. Das Gute dabei ist jedoch, dass sie meistens traumhaft gelegen sind und sich wunderbar in schöne Spaziergänge einbauen lassen. 
Engaku-ji Tempelanlage

Engaku-ji Fresco

Garten im Engaku-ji

Friedhof in Kamakura
So sahen wir unseren halbtätigen Besichtigungstag in Kamakura im Großen und Ganzen als schönen Spaziergang bei sommerlichen Bedingungen, der uns an Tempeln, Schreinen und mystischen Friedhöfen vorbeiführte. Da wir recht früh gestartet waren, genossen wir anfangs auch den recht angenehmen Nebeneffekt, uns nicht in ausufernden Touristengruppen wiederzufinden. Erst beim großen Aushängeschild der Gegend, der großen Buddhastatue, mussten wir uns wieder den gewohnten Massen stellen. Die Buddhastatue in Kamakura ist mit 11,4 Metern zwar deutlicher kleiner als jene, die wir in Nara besichtigt hatten, aber dennoch nicht minder beeindruckend. Da sie zur Gänze im Freien steht, kann man sie umrunden und sie für extra Eintritt sogar betreten, was wir jedoch nicht taten.
Buddhastatue
Da wir für den Nachmittag noch ein bisschen was in Tokio selbst geplant hatten, verließen wir Kamakura wieder recht zeitig. Unser erstes Ziel war der Shinjuku-Goyen, eine weite Grünfläche mit netten Teichen inmitten der urbanen Hektik Shinjukus. Doch ganz konnten wir der Hektik in diesem Park auch nicht entgehen, im Gegenteil – die Kirschblüte war vor wenigen Tagen voll aufgegangen, weshalb sich Einheimische und Touristen in Scharen unter und rund um diese wunderschönen Bäume versammelten. Wir waren uns vor und auch während der Reise nicht sicher, ob es sich für uns noch ausgehen würde, die Kirschblüte mitzuerleben, aber siehe da, wir hatten hier in Tokio tatsächlich noch das Glück. Wir ärgerten uns auch keineswegs über die vielen Menschen, denn dieser positive Wahnsinn gehört einfach zur Kirschblüte wie die reinweißen und rosaroten Blätter der Bäume selbst. Zum ersten Mal genossen wir also das rege Treiben und die irgendwie skurrile Szenerie. Da fragt man sich, wieso der Mensch die Natur immer mehr nachhaltig zerstört, wenn er doch verrückt nach ihr zu sein scheint. 
Shinjuku-Goyen 1

Shinjuku-Goyen 2

Shinjuku-Goyen 3
Zum Abschluss wollten wir uns noch den Sonnenuntergang vom direkt neben unserem Hotel stehenden Rathaus ansehen. Das Gebäude darf man nicht mit einem Rathaus vergleichen, wie wir es zu Hause kennen, es ist vielmehr ein Wolkenkratzer mit zwei gewaltigen Türmen, in denen es jeweils eine Aussichtsplattform gibt. Leider mussten wir erfahren, dass einer der beiden Türme gesperrt war, weshalb sich beim geöffneten auch eine schier endlose Schlange gebildet hatte. 
Rathaus von Tokio
Da der Sonnenuntergangsplan damit ohnehin durchkreuzt war und wir keine Lust hatten, hier über eine Stunde anzustehen, bummelten wir noch ein wenig durch Shinjuku, wo wir uns noch eine Kleinigkeit zu essen genehmigten, und zogen uns daraufhin in unser Hotel zurück, da wir am nächsten Morgen bereits früh in Richtung Nikko aufbrechen mussten.
Bereits um 7:30 Uhr verließen wir Tokio in nördlicher Richtung nach Nikko, wo die Kanto-Ebene einer Landschaft aus Bergen und Wäldern weicht, einer schönen Kulisse für die grandiosen Tempel und Schreine in Nikko. Nach zweistündiger Fahrt trafen wir am Bahnhof Nikko ein, von dem wir noch eine gute halbe Stunde leicht bergauf zum Tempelgelände spazieren mussten. Auf dem Weg kommt man an der Shin-kyo, der sogenannten heiligen Brücke vorbei. Da es für uns so aussah, als müssten wir sie überqueren, um zu Nikkos Schreingelände zu kommen, zahlten wir gleich den umgerechneten Eintritt von ca. 4 Euro. Leider mussten wir feststellen, dass die andere Seite der Brücke abgesperrt war und wir für dieses Geld nur auf die kleine Brücke gehen durften. Wenn man nicht gerade auf der Suche nach einer von der Heiligkeit der Brücke ausgehenden spirituellen Erleuchtung ist, sind diese Euro nicht allzu gut angelegt. Eher erfreuen kann man sich an ihrem Anblick aus kostenloser Ferne. 
Shin-kyo
Nach diesem kurzen Fehltritt stiegen wir den Hügel hinauf, auf dem sich die verschiedenen heiligen Stätten des Ortes befinden. Auch wenn wir – wie bereits im Abschnitt Kamakura erwähnt – unser Soll an Tempelbesichtigungen schon mehr als erfüllt hatten, waren die prunkvollen Bauten Nikkos inmitten der herrlichen Landschaft ein echter Blickfang. Altes Moos an einer Steinmauer, Steinlaternen, die exakt gleichmäßig platziert in einer Reihe stehen, zinnoberrote Tore und gewaltige Zedern: ein ganz normaler Weg in Nikko. 
Pagode in Nikko
Tempel in Nikko 1

Tempel in Nikko 2
Unter den vielen Heiligtümern sticht vor allem der Tosho-gu heraus. Er ist eines der vielen Weltkulturerben Japans und ein wunderschöner ornamentaler Schrein in einer herrlichen Landschaft. Seine Gebäude sind mit Sicherheit die prunkvollsten und am aufwendigsten gestalteten, die wir auf unserer Reise gesehen haben, weshalb er einen würdigen Abschluss darstellte. Zu seinen bemerkenswertesten Gebäuden zählt das goldglänzende Sonnenuntergangstor Yomei-mon. 

Yomei-mon 1
Yomei-mon 2
Darüber hinaus zeigte sich das Wetter auch weiterhin von seiner besten Seite. Vollends zufrieden verabschiedeten wir uns gegen Mittag von unserem letzten Schrein und spazierten wieder zurück zum Bahnhof, wo wir gerade rechtzeitig bei unserem Zug zurück nach Tokio ankamen. Auf der Rückfahrt kamen wir wider Erwarten doch noch einmal in den Genuss, mit einem Shinkansen zu fahren – wenn auch nur für eine Stunde.
Da es gerade einmal 15:00 Uhr und das Wetter auch in Tokio trotz schlechter Vorhersage halbwegs gut war, fuhren wir direkt mit der führerlosen Monorail nach Odaiba, einer Ansammlung mehrerer künstlich angelegter Inseln in der Bucht von Tokio. Der Hauptteil ist von breiten Straßen, netten Promenaden, hohen Gebäuden und einem gewaltigen Einkaufszentrum geprägt. Auch eine 11 Meter hohe Mini-Freiheitsstatue darf nicht fehlen. Der eigentliche Grund, aus dem man hierherfährt, ist jedoch der Ausblick auf Tokio, der zu einem der schönsten der Stadt gehört. 
Freiheitsstatue (Fake)

Ausblick von Odaiba auf Tokio
Wir aßen hier noch eine Kleinigkeit und genossen dabei den Blick auf die schier endlose Metropole und die gewaltige Regenbogenbrücke, über die wir mit der Monorail hierhergefahren waren. Als das Wetter etwas ungemütlicher wurde und der Abend langsam hereinbrach, begaben wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel. Eigentlich wollten wir an diesem Abend noch in das Viertel Shibuya fahren, in dem sich der weltbekannte Fußgängerübergang „Shibuya Crossing“ befindet, doch irgendwie konnten wir keine Kräfte mehr dafür mobilisierten und ließen selbst zu unserer eigenen Verwunderung das Abendessen ausfallen, um einmal früher ins Bett zu kommen.
Nun blieben uns noch zwei Tage in Tokio, in denen wir jedoch kein wirkliches Programm mehr geplant hatten. Gut ausgeschlafen fällten wir die Entscheidung, wieder zum Tsukiji-Fischmarkt zu fahren, um dort wieder in das Sushi-Lokal zu gehen, in dem wir schon zu Beginn unserer Reise waren. Und wieder waren wir im siebten Thunfisch-Sushi-Himmel … Nach dem Essen beschlossen wir kurzerhand, morgen noch einmal hier zu essen, würden wir doch nie wieder so ein köstliches Sushi schmecken dürfen. Da wir vor ein paar Wochen im weitläufigen Ueno-Park schon überlegt hatten, wir es hier wohl zur Kirschblüte aussehen und zugehen würde, stiegen wir in die U-Bahn, um das herauszufinden. Dort angekommen, wurden all unserer Erwartungen übertroffen. Hiergegen war der Shinjuku-Goyen ein geradezu beschauliches Plätzchen. Die Kirschbäume standen in vollster Blütenpracht, doch auf jede Blüte kamen gefühlt mindesten fünf Menschen, die sich fotografierend oder picknickend unter den Bäumen tummelten. Ein schräges, aber dennoch einzigartiges Erlebnis. 
Ueno-Park 1

Ueno-Park 2
Als wir uns wieder einen Weg aus dem Park gebahnt hatten, gingen wir noch ein wenig in der Gegend shoppen, ehe wir am frühen Abend wieder ins Hotel zurückkehrten. Da es vor allem Martins und mein letzter Abend in einem Hotel war (unser Flug geht am nächsten Tag in der Nacht), machten wir unser Gepäck wieder flugbereit und erledigten noch ein paar organisatorische Dinge für den Flug. Auch heute war es für einen Besuch des Shibuya-Crossings zu spät geworden, weshalb wir das für den morgigen Abend als Abschluss eingeplant haben, bevor wir uns zum Flughafen aufmachen, wo Gianni noch eine Nacht in einem Hotel verweilen wird, während Martin und ich auf den 12-stündigen Rückflug um 2:00 Uhr in der Früh warten. Vielleicht krönen wir den Abschluss der Reise auch noch mit einem Kobe-Rind-Abendessen. Wir werden sehen, was der letzte Tag der Reise noch bringen wird …

Ausgewählte Kuriositäten:
  • Hier noch ein interessantes Detail zum Shinkansen: Die Reinigung eines kompletten Shinkansen dauert exakt 7 Minuten. In dieser Zeit rückt eine komplette Putzkolonne an, fegt den Zug, wechselt alle Sitzbezüge aus, räumt den Müll beiseite und reinigt die Toiletten.
  • Sobald die Kirschbäume zu blühen beginnen, beginnt für die Japaner auch die Zeit des Hanami. Hanami bedeutet wörtlich übersetzt "Blumen anschauen", womit natürlich die Kirschblüten gemeint sind. Traditionell heißt es für die Japaner dann, sich mit Freunden, der Familie oder Kollegen in einen Park zu begeben und unter den Kirschbäumen zu picknicken. Und dazu gehört auch der Konsum von jeder Menge Alkohol.
  • Und wer danach noch nicht nach Hause gehen will, kann den Abend bei einer der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Japaner ausklingen lassen: dem Karaoke. Dabei ist Karaoke eigentlich mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Beim ausgelassenen Singen werden Geschäfte abgeschlossen, Beziehungen gestiftet, Frust abgebaut und hin und wieder sogar lebenslange Freundschaften geschlossen.

Tokio Tag 1 (Kamakura) & Tokio Tag 2 (Nikko) & Tokio Tag 3

Fast vier Wochen sind tatsächlich schon vergangen, seit wir hier in Tokio gelandet sind. Auch wenn wir in dieser Zeit vieles erlebt und unt...