Mittwoch, 13. März 2019

Hiroshima - Himeji - Osaka Tag 1

Da es am Vorabend doch etwas später geworden war, reizten wir die Check-Out-Zeit unseres Hotelzimmers bis zur letzten Minute aus und brachen daraufhin mit neuer Kraft zum Bahnhof von Hiroshima auf. Das heutige Ziel lautete Osaka, Japans drittgrößte Stadt nach Tokio und Yokohama. Doch zuvor hatten wir noch einen mehrstündigen Zwischenstopp im auf der Strecke liegenden Himeji eingeplant. Über diese vergleichsweise ruhige Stadt erhebt sich nämlich die Himeji-jo, die als Japans schönste und prächtigste Burg gilt.
Hiroshima - Himeji - Osaka
Die Fahrt von Hiroshima dauerte nicht mal eine Stunde, was hinsichtlich der bequemen Shinkansen-Sitze fast schaden ist. Am Bahnhof Himeji reservierten wir zuerst unsere Sitzplätze für die Weiterfahrt nach Osaka in vier Stunden. So hatten wir also genug Zeit, um die Burg und ihre nähere Umgebung zu erkunden. Das Gepäck verstauten wir am Bahnhof, was hier äußerst schnell und einfach geht, um unseren Weg zur Burg zu Fuß fortzusetzen. Der Bahnhof ist direkt in einer Linie zur Burg erbaut worden und so sieht man in gut ein bis zwei Kilometern Entfernung am Ende einer breiten Straße schon das gewaltige Bauwerk aufragen, wenn man dem Bahnhof entsteigt.
Himeji-jo am Ende der Straße
Die Himeji-jo gehört zu den wenigen im Original erhaltenen Burgen des Landes (die meisten sind moderne Nachbauten aus Beton). Aufgrund ihrer weiß schimmernden Fassade wird sie auch Shirasagi-jo („Burg des Weißen Reihers“) genannt. Die Burg verfügt über einen fünfstöckigen Turm und drei kleinere Außentürme. 
Himeji-jo


Philipp, Gianni, Martin
Das gesamte Gelände ist von Gräben und Verteidigungsmauern umgeben, in die viele rechteckige, runde und dreieckige Öffnungen eingefügt sind – durch diese wurden Gewehre abgefeuert und Pfeile geschossen.
In das Gemäuer des Hauptturms sind Ishiotoshi eingelassen – schmale Öffnungen, durch die die Verteidiger heißes Wasser oder Öl auf die Feinde schütten konnten, um sie am Hochklettern zu hindern, wenn die anderen Verteidigungsanlagen bereits bezwungen waren. In Anbetracht solcher Maßnahmen zahlten wir lieber den erforderlichen Eintritt, um die Burg auf legalem Weg zu betreten. Wir machten uns auf die etwa eineinhalbstündige, mit Pfeilen ausgeschilderte Rundtour, die uns durch die diversen Burghöfe und Gebäude führte, wobei vor allem der fünfstöckige Hauptturm auch von innen zu begeistern wusste. Da es sich hierbei für die meisten Touristen um einen Fixstopp handelt, waren auch dementsprechend viele Menschen unterwegs, aber überlaufen war es dennoch nicht.
Da uns nach unserer Burgtour noch etwas Zeit blieb, bis wir unseren Zug nach Osaka erwischen mussten, stattet wir noch dem außerhalb der Burgmauern gelegenen Koko-en, einer wunderschönen Gartenanlage, einen Besuch ab. Die verschiedenen kleinen Gärten warteten mit unterschiedlichen Kombinationen aus Wasserfällen, Koiteichen, makellos gestutzten Bäumen, Bambus und schon teilweise blühenden Sträuchern auf. Hier und da tat sich auch ein Blick auf die Burg auf, wodurch das herrliche Gesamtbild vollendet wurde. Am Ende dieser beiden Rundgänge war auch uns klar, warum dies einer der meistbesuchten Touristenpunkte des Landes ist.
Koko-en mit Blick auf die Burg 


Koko-en
Zufrieden konnten wir nun unseren Weg nach Osaka fortsetzen. Nach erneut gerade einmal 50 Minuten im Shinkansen trafen wir am Bahnhof von Osaka ein. Da es inzwischen schon nach 18 Uhr war und sich auch schon erste Anzeichen von Hunger auftaten, waren wir recht froh, herauszufinden, dass wir unser Hotel nur wenige Fußminuten vom Bahnhof entfernt gebucht hatten. Selbiges bezogen wir hurtigen Schrittes, um rasch den bereits auf dem Weg auserkorenen Inder ganz in der Nähe aufzusuchen, um unsere leeren Mägen zu füllen.
Da unser Hotel etwas abseits der pulsierenden Viertel liegt und wir nicht mehr die Muße hatten, uns an diesem Abend unter die Massen zu mischen, ging es nur noch in unser leider sehr enges Zimmer und ins Bett.
Da wir drei ganze Tage in Osaka sein werden und die Sehenswürdigkeiten der Stadt doch recht überschaubar sind, gingen wir auch den ersten Tag eher gemütlich an. So verließen wir unser Hotel erst am mittleren Vormittag und visierten als erstes Ziel das Umeda Sky Building an, von dem aus wir uns einen ersten Überblick über die Stadt aus der Vogelperspektive verschaffen wollten. Das 40-stöckige Hochhaus, das von der Times als eines der „Top 20 buildings around the world“ gelistet wurde, gleicht einem riesigen Triumphbogen der Moderne. Die beiden Zwillingstürme sind oben durch eine Aussichtsplattform verbunden, von dem aus sich uns ein atemberaubender Blick über die Stadt eröffnete. 
Umeda Sky Building 1

Umeda Sky Building 2

Blick vom Umeda Sky Building
Martin, Philipp, Gianni
Beim Hinunterfahren wird es anfangs auch recht abenteuerlich, denn die obersten fünf Etagen fährt man mit zwischen den Türmen mit einer Rolltreppe durch einen durchsichtigen Schacht. Nach diesen Erfahrungen in luftigen Höhen suchten wir uns in einem sogenannten Food Court im Keller der Bahnstation etwas Essbares, bevor es zum am Fluss O-kawa gelegenen Kemasakuranomiya Park weiterging. Der Park gab leider nicht besonders viel her, wir konnten uns aber recht gut vorstellen, dass es hier in einigen Wochen, wenn die Kirschblüte im vollen Gange ist, wesentlich schöner aussehen würde. Dennoch war es ganz nett, bei Sonnenschein dem Fluss entlang zu spazieren. 
Blick von einer Brücke des O-kawa
Am Südende des Parks hatten wir schließlich quasi unser nächstes Etappenziel, die Burg Osaka, erreicht. Im Gegensatz zur Himeji-jo ist die heutige Osaka-jo zwar eine Nachbildung aus Beton von 1931, dennoch bietet die Burg, die dramatisch über dem Park und Burggraben aufragt, ein beeindruckendes Bild. Erfreulicherweise mussten wir für den Eintritt in den Burgpark keinen Eintritt löhnen. Da wir erst gestern mit Himeji-jo die Mutter aller Burgen Japans betreten und bestiegen hatten, ließen wir davon ab, dies bei der Osaka-jo zu wiederholen. So schlenderten wir also nur durch den hübschen Park und genossen die Blicke auf die prächtige Burg, die aber wie erwartet nicht ganz mit Ihrer großen Schwester in Himeji mithalten konnte.
Osaka-jo
Am Abend widmeten wir uns schließlich der eigentlichen Attraktion Osakas, denn das sind nicht die einzelnen Sehenswürdigkeiten, sondern sein turbulentes Straßenleben in den Arkaden, Märkten und Gassen, das man vor allem in den nebeneinander liegenden Vierteln Amerika-Mura, Shinsaibashi und allen voran Dotombori erleben kann. Wir starteten unseren Rundgang in der kleinen Enklave Amerika-Mura (Amerikanisches Dorf, auch Ame-Mura genannt). Hier finden sich jede Menge hippe, unkonventionelle Läden vor allem für ein junges Publikum, Cafés, Bars, Tätowierstudios und Piercing-Salons. Vorbei an Horden japanischer Teenies, die den – zumindest in Japan – letzten Schrei in puncto Kleider und Frisuren tragen. Hier fühlt man sich wirklich in eine andere Welt versetzt, in der alle kuriosen Dinge, die man über Japan und ihre Bewohner so gehört hat, übertroffen werden.
Amerika-Mura
Obwohl wir dachten, hier wäre schon die Hölle los, wurden wir eines Besseren belehrt, als wir das Viertel Dotombori betraten. Was sich hier entlang der überdachten Marktstraßen und rund um den Dotombori-gawa-Kanal abspielt, sucht seinesgleichen. Wir waren zwar alle schon in einigen Großstädten dieser Welt, aber die Massen, auf die man hier trifft, stellen alles in den Schatten, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir an einem gewöhnlichen Dienstagabend unterwegs waren. Zentrum des Viertels ist die Brücke Ebisu-bashi, von der aus man in beide Richtungen des Flusses die unzähligen Leuchtreklamen bestaunen kann, die das Viertel zieren. 
Blick Richtung Norden von der Brücke Ebisu-bashi
Südlich und parallel zum Kanal verläuft die Dotombori-Straße, eine Fußgängerzone, in der Dutzende Restaurants und Theater mit auffälligen Neonschildern um Aufmerksamkeit werben. 
Dotombori-Straße
Das Lustige ist jedoch, dass man den Massen aus Einheimischen und Touristen sofort entflieht, sobald man sich nur ein oder zwei Seitengassen entfernt. Dies nutzten wir, um uns ein etwas stilleres Restaurant fürs Abendessen auszusuchen. Wir entschieden uns erstmal für die japanische Spezialität Shabu-shabu. Das Gericht besteht aus dünnen Scheiben Rind- oder Schweinefleisch und Gemüse, das unter Rühren in einer leichten Brühe in einem Topf direkt auf dem Tisch selbst gekocht und dann in verschiedene Soßen getaucht wird. Das Ganze ist zwar ein lustiges Erlebnis, schmeckt aber im Grunde recht langweilig. Wir waren zwar nicht enttäuscht, vom Hocker gehauen hat es uns aber auch nicht. Definitiv keine ernstzunehmende Konkurrenz für das nach wie vor auf Platz 1 rangierende Sushi (insbesondere vom Thunfisch).
Nach dem Essen genehmigten wir uns noch ein Bier in einer Rockbar in Amerika-Mura, bevor wir uns wieder mit der U-Bahn zum Hotel begaben, wo wir doch wieder recht erschöpft ins Bett fielen, obwohl wir den Tag ja ruhigen hatten angehen wollen. Nun ja, einen Großteil der Sehenswürdigkeiten und Attraktionen hatten wir ja nun gesehen, vielleicht können wir uns in den kommenden zwei Osaka-Tagen etwas entspannen.

Ausgewählte Kuriositäten:
  • Die Burg von Himeji wir auch "Burg des weißen Reihers" genannt. Das liegt daran, dass der Hauptturm der Burg zusammen mit den weißen Mauern von oben wie ein weißer Reiher im Flug aussieht (mit etwas Fantasie).
  • Die Burg von Himeji hat von außen den Anschein als hätte sie fünf Stockwerke (wenn man die Dächer zählt), im Inneren verbergen sich jedoch tatsächlich sieben Stockwerke.
  • Die Tenjinbashisuji Shotengai in Osaka ist dafür bekannt, die längste Einkaufsstraße Japans zu sein. Sie ist stolze 2,6 km lang und bietet ungefähr 600 Läden Platz.
  • Im unterirdischen Einkaufszentrum im Bezirk Umeda wurden in die Wände Fossilien aus dem Jura und der Kreidezeit eingearbeitet. Wenn man genau hinsieht, kann man sie sehen und zählen (wir haben es leider nicht getan ...).

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